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#Rezension #Akiz #KöniginDerFrösche


Wenn Literatur Eskapismus ist und der Flucht aus der Wirklichkeit dient, dann erfüllt seinen Zweck definitiv dieser Roman, geschrieben 2022 an der Westküste der USA, wo der Autor sich vom Deutschen erholte. Ein Roman der aber nichtsdestotrotz im Deutschen spielt, und zwar 1799 im Erlensteinschen Herzogtum. Er hat nichts, aber auch gar nichts mit den multiplen Krisen, politischen Plagen und Kriegstreibereien unserer Zeit zu tun; der einzige Krieg der geführt wird, ist der gegen die Tiere. Es ist ein Massaker an hunderten im Wald gefangener Hasen und Kaninchen, Füchse und Fasanen, Rehe und Schweine und Hirsche, die den schießgeilen Gästen auf dem Erlensteinschen Schloss zugetrieben werden. Man kennt Darstellungen feudaler Jagdorgien, und einmal mehr die triefenden Mordinstinkte derartig dekadenter Jagdgesellschaften anzuklagen, ist ein lobenswerter Nebenaspekt dieser Geschichte.
Aber die Hauptsache ist eine andere. Es ist die alte Mär vom Frosch, der von der Prinzessin wachgeküsst wird. Wirklich und wahrhaftig, doch tut es dem Frosch hier gar nicht gut, denn das Menschsein ist von Übel. Davon erfahren wir reichlich durch die Zeugnisse einiger Briefeschreiber und Schreiberinnen in dieser grandiosen Burleske - das Leben im Feudalismus war kein Zuckerschlecken. Immerhin an der Tafel der Adeligen täglich ein Großes Fressen, wonach es aber auch zünftig stinkt vom Geschiss der Herren und Damen. Und hier soll sich nun der nackt aus dem Wald hervorgezogene Wilde bewähren (nur wir wissen: es ist der Froschmann). Man trainiert ihm erfolgreich das Aufblähen des Halses ab, das uns an seine Froschnatur erinnert, während seine menschliche Wachküsserin selbst immer mystischer wird und schließlich sogar Gefallen am Verspeisen von Insekten findet.
Man ahnt es schon, hier bahnt sich eine sehr spezifische Romanze an, ein artenübergreifendes Liebesdrama und ich habe die knapp 200 Seiten in einem Zuge durchgelesen, obwohl ich schon müde war und nur noch einen kurzen Blick hineinwerfen wollte. Aber das war doch zu interessant, wie der selbstherrliche Bräutigam den armen Wilden zu zähmen suchte, um damit - übrigens am Tag der Jagdorgie, zu beweisen, dass er auch die etwas verwirrte Tochter des Hauses und Gattin in spe in Fasson zu bringen vermögen würde - und dann das. Famos.