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Theaterabend Ballhaus Prinzenallee


https://www.ballhausprinzenallee.de/index.php/spielplan/gastspiele/the-run-refugee-rave-05-03-2023

UrbanForestEchoTheatre

ACHTUNG: Es ist Krieg! Es ist #Krieg. Es erfolgt kein Werturteil über das Theaterevent #The Run. Refugee Rave. Dieser Bericht von einem Theaterabend im Ballhaus Prinzenallee in Berlin-Wedding ist die subjektive Randnotiz eines Weddingers, der sich sehr darüber freut, dass es hier endlich auch mal Theater gibt. Und zwar taufrisch wild und am Puls der Zeit, die wahrlich keine gute ist. Am Abend dieses Tages 4. März 2023 erholt er sich dieser Weddinger im Ballhaus Prinzenallee von den Nachrichten aus der großen Welt. Zwei davon in der absoluten dramaturgischen Reihenfolge dieser Zeit: 1. Wir erfahren, dass das Salbungsöl für die Krönung des Königs von England gerade in Jerusalem geweiht wird. (Kotz!) 2. Wir erfahren, dass die deutsche Rüstungsfirma Rheinmetall (Steigerung Aktienkurs seit Anfang des Krieges 100% Kotz!) in der Ukraine eine Panzerfabrik bauen will, weil der Krieg ja sicher noch ein paar Jahre dauern wird. (Kotz!)
In dieser Stimmung geht der Weddinger ins Theater, wo er den handelsüblichen Theaterkritiker und die handelsübliche Theaterkritikerin garantiert nicht trifft. Die werden mit dem dargebotenen Stück und dieser Truppe gewisse Schwierigkeiten haben. Diese Show zum Krieg in der Ukraine läuft in ca. 10 Aufzügen auf Russisch, Ukrainisch, Rumänisch und Italienisch, hin und wieder mit englischen Untertiteln oder in englischer Sprache. Das tiefere Verständnis und der kritische Sinn der Veranstaltung lässt sich so gewiss nicht gründlich erfassen, jedenfalls nicht wenn die Logik eines Scriptes als komplementäre Voraussetzung für ein kritisches Werturteil gelten muss. Es gibt hier keine Logik, es gibt nur Impressionen aus der irren Welt des Krieges.
Die Leitmotive in einer wilden Inszenierung zwischen Burleske und Tragödie und Rave sind Machtmissbrauch, Gier und Gewalt auf der einen Seite; auf der anderen Seite sind es Leidensgeschichten, die totale Orientierungslosigkeit im Bombenhagel und – produktionsästhetisch betrachtet - die Getriebenheit des Spektakels zur Hoffnung hin. Die hat natürlich keine handfeste Basis. Die Hoffnung hat hier keine Hoffnung mehr!
Am Ende gibt es dann auch keinen braven Beifall aus dem Publikum, der letzte Rave der Inszenierung verwandelt sich einfach im reichlich benutzten Theaternebel in einen Rave für alle auf der Bühne. Dazu gehört eine drastisch lakonische Tanzlaune und ein unverwüstlicher Altersgrad, in dem das Bein noch locker schwingt sowie die Vermischung mit der freischwebenden und tanzenden LGBT-Theaterszene die natürliche Essenz eines coolen Abends darstellt. Da die Theaterleute selbst diesem kreativen Milieu nahestehen, ist es kein Wunder, dass die Inszenierung reichlich selbstbefreiende Körperpraxis, Gay und Queer-Stoff reproduziert und feiert und somit...
Vielleicht schreibt deshalb (und wegen dem Sprachen-Queering) niemand über sie und speziell über die Aufführungen im Ballhaus Prinzenallee vom 3.März bis 5. März.

Nun bin ich kein handelsüblicher Theaterkritiker, sondern ein Literaturkritiker aus dem Gebiet der weißen, männlichen CIS-Community, der mit seinem Fotoequipment unterwegs ist. So lass ich mir also erst mal alles darbieten und ziehe mich aus der Kontaktzone zurück, um über drei neue Heilige Könge zu schreiben. King George in #Jerusalem, King Rheinmetall in der #Ukraine und King Ubu in #Wedding. Ich hänge ein paar sprechende Bilder an und spreche eine Empfehlung aus: Hingehen solange es noch geht!
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